Am Anfang unseres Gesprächs habe ich Kirsten ungewollt erklärt, wie der Podcast funktioniert. Ungewollt deshalb, weil ich ihr das alles schon vor einem halben Jahr geschrieben habe, es hier auf der Seite steht und ich sie ein paar Mal daran erinnert habe. Wenn es ihr dann selber auffällt, wird sie kurz wieder zu einem Schulmädchen, das zum wiederholten Male die Hausaufgaben vergessen hat, ganz bestimmt auch zum allerallerletzten Mal. Das hat einen entwaffnenden Charme, der zu gleichen Teilen grundehrlich, im Kopf aber schon bei der nächsten Sache ist. Reichlich Gelegenheiten dafür finden sich in ihrem prall gefüllten Terminkalender (der einen Elefanten mit Aufregung töten würde), wo sie unseren Spaziergang schon vor drei Monaten parken musste, als dort noch mehr Platz war. Da kann es schon mal vorkommen, dass man die Parkuhr (bzw. den Elefanten) zu füttern vergisst.
Man kann sich Kirsten als einen Mond vorstellen, einen Trabanten (haha, nein, keine DDR-Anspielung), den man nur kurz zu Gesicht bekommt, ehe er wieder verschwindet und für uns unsichtbar anderswo weiter seine Bahnen zieht. Selbst wenn sie nicht viel Zeit für einen hat, ist sie doch für diesen Augenblick ganz bei uns, geballte, konzentrierte Aufmerksamkeit, ein wacher Geist mit leuchtenden Augen, denen nichts entgeht, während man selbst blinzelnd durch die Schatten stolpert. Das kann ja heiter werden.
Um sie etwas mehr zu beschäftigen habe ich ihr eine Kamera mitgebracht, mit der sie unterwegs ein bisschen knipsen sollte – Kamerakind Kirsten. Meine Karteikarten habe ich ihr ebenfalls in die Hand gedrückt; die hätte ich eh nur wieder mit meiner mikrofonhaltenden Einarmigkeit durcheinander gebracht.
Getroffen haben wir uns auf dem Temelhofer Feld, an einem 30 Grad heißen, wolkenlosen Tag Mitte September in Berlin. Mit frischem Kaffee versorgt brachen wir auf, und glücklicherweise war es kurz vor 10.00 Uhr noch nicht so heiß, während der Wind einen im Schatten sogar noch ein bisschen frösteln ließ. Mit Nebeneffekten.
Die riesige, unbebaute Fläche, auf der vielleicht der Wald aus ihrem dritten Roman „Mädchenmeute“ Platz gefunden hätte, bot einem überhaupt keine Möglichkeit mehr sich zu verlaufen. Jetzt lag er wie metaphorisch abgeholzt vor uns und bot ihrer Phantasie den nötigen Platz um darauf ein neues Buch wachsen und wuchern zu lassen. Gelaufen sind wir ein halbes Oval mit Delle, in etwa so:
Das Zentrum unseres Gesprächs bildete ihr Roman „Mädchenmeute“, aus dem sie mehrere kleine Mini-Lesungen hielt und Einblicke in die anstehende Verfilmung gewährte, der wir alles Glück der Welt wünschen, weil so viele wilde Mädchen waren seit Ronja Räubertochter nicht mehr im Wald unterwegs.
Zwischendurch haben wir getrunken und wo Kirsten ihren Kaffeebecher entsorgt hat, könnt ihr im Podcast hören, wie auch viele wunderbare Ausschnitte aus ihrem Buch wie diesen hier:
Abschließend sprachen wir noch über Twitter, das Bloggen, Reisen mit Kind, sowie Elternabende, und setzten uns dazu in den Schatten hinter ein paar Büsche, wo der Podcast langsam zu Ende ging und Kirsten ihr letztes Foto machte:
Wir redeten danach noch bei einem Kaffee, der nur mit Vanilleis genießbar war (fragt nicht) ein bisschen weiter, ehe sie sich auf ihr Fahrrad schwang und mich mit einem kleinen Mondpieks zurück ließ. Wie, kennt ihr nicht? Dann hört halt den Podcast an. Ist jedenfalls weit besser, als einen Sonnenstich zu kriegen.
Shownotes:
– Die Homepage von Kirsten Fuchs, mit Videos, Texten und Leseproben.
– Ihr Making-of-Blog zu „Mädchenmeute“ (der eine, der noch online ist)
– Ihr Reiseblog „Welt-und-Kind“
– Noch mehr Lesestoff von Kirsten findet ihr beim Verlag Voland & Quist (kleiner Tipp: Wer sich dort für den Newsletter anmeldet, bekommt derzeit dafür nach ein paar Tagen das eBook „Eine Frau spürt so was nicht“ geschenkt).
– Ihre Lesebühne „Fuchs und Söhne“ in Berlin.
– Ein wissenschaftlicher Artikel zum Thema Handschrift.
– Der erwähnte andere Podcast in dem sie zu Gast war, Ortstermin bzw. „Durch die Gegend“ von und mit Christian Möller.
– Ein Ausschnitt aus PLAYTIME von Jacques Tati – kann man nicht oft genug hören und sehen.
– Die Verlagsseite von Rayk Wieland, dem Autoren von „Kein Feuer das nicht brennt“ und „Ich schlage vor, dass wir uns küssen.“
– Zitat von George RR Martin über „Gärtner und Architekten“ unter den Autoren.
– Folgt Kirsten Fuchs auf Twitter und sagt ihr was originelleres als „Hallo“.
PS: Das nachgeschobene Qualifying erreichte mich noch rechtzeitig, natürlich via Tweet. Aber die wesentlichste Erkenntnis daran ist diese: so quirlig und überbordend Kirsten Fuchs auch daherkommen mag, sie hält Wort. Immer. Was anderes hätte zu einer Schriftstellerin von ihrem einzigartigen Format auch nicht gepasst.
Crosspost auf Fortsetzung.tv und iTunes Direktlink.